Work-Life-Blending – Das neue Arbeitszeitmodell?

Wie das Modell funktioniert, erklärt Diplom Soziologin und Personalfachkauffrau Sabrina Krause.

Work-Life-Blending – Das neue Arbeitszeitmodell?

Work-Life-Balance war gestern – jetzt kommt Work-Life-Blending​

Viele Arbeitnehmer sehnen sich nach einem ausgewogenen Gleichgewicht von Arbeit und Leben. Moderne Arbeitsmodelle sollen uns genau zu diesem Ziel behelfen. Neben der bereits bekannten Work-Life-Balance, gibt es aber aktuell noch einen anderen Trend, das Work-Life-Blending. Wie das Modell funktioniert, erklärt Diplom Soziologin und Personalfachkauffrau Sabrina Krause.

Das bekannte Modell der Work-Life-Balance

Der Begriff Work-Life-Balance, erstmals genutzt um 1970, sieht primär eine strikte Trennung von Arbeit und Privatleben vor.  Sie sollen sich nicht behindern und die Verteilung der Ressource Zeit soll subjektiv, als optimal empfunden werden. Dieser Zustand soll dann möglichst auch gehalten werden, so lange es für den Lebensabschnitt der Person und deren Umfeld zufriedenstellend ist.

Zwischen gestern und heute – Das Work-Life-Blending von morgen?

Heute gibt es viele flexible Arbeitszeitmodelle und Unterstützungen von Unternehmensseite, um die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zu vereinfachen, z.B. die Möglichkeit im Homeoffice zu arbeiten, Programme für gesunde Ernährung und Firmen-Kinderbetreuung.

Aber ist es nicht vermessen, davon auszugehen, dass eine strikte Trennung möglich oder sinnvoll ist?

Yin und Yang, Schwarz und Weiß, Gut und Böse?

Wer sich das Modell der Work-Life-Balance genauer ansieht, vernimmt den Unterton, dass ohne die „lästige Arbeit“ kein Spagat zwischen beiden Extremen nötig wäre.

Aber unser Leben hat sich geändert. Klassische Rollenverteilungen sind dabei auszusterben, Digitalisierung lässt uns ständig erreichbar und up to date sein. Abends mal kurz eine Email beantworten? Kein Problem. Sich auch im Urlaub mal einloggen, um den Projektstatus zu überprüfen? Nichts einfacher als das!

Dadurch kommt ein ganz neuer Begriff ins Spiel – das Work-Life-Blending. Arbeit und Privatleben dürfen und sollen sich vermischen, sofern es der Arbeitsplatz erlaubt. Man ist auch mal in der Freizeit erreichbar, hat aber dafür auch während der regulären Arbeitszeit die Möglichkeit private Anliegen zu erledigen. Der kurze Blick in die sozialen Medien, das private Telefonat während der Arbeitszeit – all das wäre nicht mehr negativ behaftet, denn der Ausgleich findet zu gegebener Zeit statt.

Problemfaktoren beim Work-Life-Blending

Messbarkeit

Letztendlich stellt es sich schwierig dar, minutengenau zu ermitteln, wann privates und wann berufliches erledigt wurde. Da es aber bei New Work ohnehin auf Vertrauen ankommt, muss man das auch gar nicht. Der Arbeitgeber sollte die Eigenständigkeit des Arbeitnehmers wertschätzen. Dies bietet Zugang zu ungeahnter Effizienz und Bindung an den Arbeitgeber. Dabei gilt aber immer der Grundsatz – Work-Life-Blending bedeutet weder 20 Wochenstunden statt 40, noch unbezahlte Mehrarbeit.

Belastungen durch ständige Erreichbarkeit

Man sagt dem Work-Life-Blending nach, dass man durch die ständige Erreichbarkeit in allen Bereichen des Lebens dauerhaft doppelt belastet wird. Eigentlich soll Stress jedoch durch Work-Life-Blending sinken, indem sich Leben und Arbeit so abwechseln, dass der Mensch davon profitiert. Sollte der Stress-Level doch steigen, dann liegt das an der Individualität des jeweiligen Menschen – dieses Arbeitsmodell passt eben nicht zu jedem.

Das aktuelle Arbeitsgesetz und Ruhezeiten

Ein Anruf vom Chef, eine E-Mail von Zuhause aus lesen – bedeutet das schon eine Unterbrechung der 11 Stunden? Muss ich unbedingt nach 6 Stunden Arbeitszeit eine Pause machen, obwohl ich gerade im Flow bin? Beim aktuellen Arbeitszeitgesetz, und vor allem beim Punkt “Einhaltung der Ruhezeit”, scheiden sich zu diesem Thema die Geister. (siehe Arbeitszeitgesetz § 5 Ruhezeit)

FAZIT

Arbeitnehmer, die von sich sagen könne, dass Arbeit Leben und Leben Arbeit ist, sollten Work-Life-Blending einmal testen. Wer Arbeit und Leben strikt trennen will, der wird mit Work-Life-Blending aber nicht unbedingt glücklich.

Seit der zunehmenden Deindustrialisierung rücken Informationen und Digitales zunehmend in den Mittelpunkt und heute sind wir längst mittendrin. Das Arbeitszeitgesetz, soll den Gesundheitsschutz der arbeitenden Bevölkerung sicherstellen. Neue Arbeitsweisen gehören in eine Welt, die sich unweigerlich verändert. Zeit, etwas zu ändern, bevor sich wieder was ändert. Auch Gesetze sollten sich bestenfalls daran orientieren.

Wer als Unternehmen auf der sicheren Seite sein will, setzt passgenaue interne Regelungen auf. Dies schafft Transparenz und letztendlich eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit.

Über unsere Gastautorin​

Sabrina Krause

Sabrina Krause | Diplom Soziologin und Personalfachkauffrau

Sabrina Krause ist diplomierte Soziologin und Personalfachkauffrau. Im klassischen Direct Search groß geworden, ist sie nun Generalist für Personalangelegenheiten und fühlt sich in der digitalen Welt am wohlsten. Neben Branchenerfahrung bei Unterhaltungssoftware und Fintech hat sie nun ihren Platz in der Welt der digitalen Medien (www.sensory-minds.com) gefunden. Sie interessiert sich dabei besonders für New Work und den aufkommenden Wandel der Arbeitswelt.

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