Verlustprävention
In der Vergangenheit verlief das Arbeitsleben häufig stringent. Demgegenüber hat die Wechselbereitschaft von Arbeitnehmer:innen mittlerweile stark zugenommen. Erfolgreiches Recruiting allein kann ein Personalproblem langfristig nicht lösen, wenn es nicht gelingt, Mitarbeiter:innen langfristig im Unternehmen zu halten. Deshalb spielt Verlustprävention im HR-Bereich eine immer größere Rolle. Wir zeigen, wie Ihr Personalmangel aktiv vorbeugen und Eure Mitarbeiter:innen dauerhaft glücklich machen könnt.
Inhaltsverzeichnis
1. Verlustprävention in der HR
2. Unnötige Fluktuation minimieren
3. Maßnahmen zur Verlustprävention
4. Überblick: Vorteile
5. Fluktuation - ein Fazit
Weshalb Verlustprävention so wichtig ist
Im Unternehmen sind Stellen vakant, aber es lässt sich partout niemand finden, um die Lücken zu füllen? Seit Jahren weht kein frischer Wind in den Abteilungen? In Zeiten des Fachkräftemangels und des demografischen Wandels sind das längst keine seltenen Szenarien mehr. Schon allein deswegen sollten wir uns nicht immer nur auf die Neubesetzung von Stellen fokussieren. Im Gegenteil: Wir müssen durch Verlustprävention dafür sorgen, dass wesentlich weniger Stellen frei werden!
Verlustprävention in der HR – Definition
Verlustprävention ist im allgemeinen ein wirtschaftlich geprägter Begriff, dessen Maßnahmen alles im Unternehmen umfasst, was die Einnahmen schützt und einem Betrug entgegenwirkt. Im Einzelhandel geht es beispielsweise um den Schutz von Waren und das Verhindern von Ladendiebstahl. Verlustprävention im HR-Bereich beinhaltet alle Maßnahmen, um Mitarbeiterfluktuation zu minimieren und MitarbeiterInnen langfristig zu binden – damit ist Verlustprävention sehr ähnlich zum Employer Branding.
Wo sollte Verlustprävention ansetzen?
Mal angenommen, das Recruiting war erfolgreich und der/die neue Kolleg:in kann starten. An diesem Punkt passieren in vielen Unternehmen bereits die ersten Fehler: Es gibt kein gutes Onboarding und die Probezeit wird nicht richtig zur Einarbeitung genutzt. So entsteht bereits auf den ersten Metern im neuen Job Frustration. Jetzt muss nur noch ein gutes Angebot von der Konkurrenz kommen und schon ist der/die Neue gleich wieder weg. Dadurch fallen nicht nur doppelte Recruiting-Kosten an, sondern die vorhandenen Mitarbeiter:innen müssen die Aufgaben wieder einmal mit übernehmen. Nicht gerade ein probates Mittel, um deren Zufriedenheit zu steigern. Verlustprävention bedeutet, solche Unzufriedenheitsfaktoren zu erkennen und ihnen aktiv vorzubeugen.
Unnötige Fluktuation minimieren
Gründe, weshalb Mitarbeiter:innen ausscheiden, gibt es viele. Manchmal erwachsen diese schlicht und einfach aus persönlichen Umständen. Sei es eine lange Krankheit, ein Umzug, das Erreichen des Rentenalters oder eine berufliche Umorientierung. Wenn ein Weggang aber wegen eines/einer cholerischen Vorgesetzten, schlechter Arbeitsbedingungen, mangelndem Feedback, unfairer Bezahlung oder fehlender Karriereperspektiven erfolgt, sollten die Alarmglocken schrillen.
Mitarbeiterzufriedenheit verstehen
Kündigen Mitarbeiter:innen, weil sie unzufrieden oder sogar unglücklich im Job sind, liegt das am Unternehmen selbst. Doch es gibt Abhilfe! Es heißt, einen Arbeitsort zu schaffen, der auf Dauer attraktiv bleibt. Dafür ist nichts wichtiger als die Mitarbeiterzufriedenheit. Wer Verlustprävention betreiben will, muss sich folglich mit den Faktoren beschäftigen, die sich auf die Zufriedenheit der Mitarbeiter:innen auswirken.
Maßnahmen zur Verlustprävention
Ein positives Arbeitsumfeld steigert die Motivation und bindet Mitarbeiter:innen auf lange Sicht ans Unternehmen. Es gibt heute viele Ansätze und Strategien, die darauf abzielen, einen attraktiven Arbeitsplatz zu bieten. Und nein – es ist nicht der obligatorische Obstkorb gemeint. Vielmehr geht es um neue Arbeitskonzepte, ein neues Verständnis, wie Erwerbsarbeit aussehen sollte.
➽ Starke Arbeitgebermarke bilden
Das Employer Branding ist einer dieser Ansätze, die Arbeitsplatzattraktivität zu erhöhen. Auf den ersten Blick mag die Arbeitgebermarke vor allem auf die Außenwirkung setzen und damit das externe Recruiting ankurbeln. Doch Employer Branding hat zwei Seiten und muss auch nach innen funktionieren. Denn im Zusammenhang mit der Arbeitgebermarkenbildung soll zugleich eine positive Unternehmenskultur gefördert und die Beziehung der Mitarbeiter:innen untereinander gestärkt werden. Dreh- und Angelpunkt ist wieder einmal die Mitarbeiterzufriedenheit. Wer nachhaltiges Employer Branding betreibt, tut also zugleich etwas für die Verlustprävention.
➽ Karrierechancen bieten
Jobzufriedenheit bedeutet, dass individuelle Bedürfnisse befriedigt werden. An der Spitze der Bedürfnispyramide steht dabei die Selbstverwirklichung. Sich weiterentwickeln zu dürfen sowie neue Kenntnisse und Fertigkeiten zu erlangen, ist wichtiger Bestandteil des Selbstverwirklichungsprozesses. Mitarbeiter:innen wollen sich wertgeschätzt und gebraucht fühlen und möchten Anerkennung für Geleistetes bekommen. Was aber, wenn Vakanzen immer extern vergeben und die eigenen Mitarbeiter:innen übergangen werden?
Verlustprävention sollte daher auch das Angebot von Karrierechancen innerhalb des eigenen Unternehmens umfassen. Ein breites Weiterbildungsangebot eröffnet viele Karrierepfade für vorhandene Mitarbeiter:innen. Statt also freie Stellen nur mit externen Kandidat:innen besetzen zu wollen, kann man so zusätzlich auf internes Recruiting bauen.
Vorteile einer nachhaltigen Verlustprävention
Zufriedene Mitarbeiter:innen, denen man außerdem attraktive Karrierechancen bietet, zahlen sich aus. Weiterempfehlungen und positive Arbeitgeberbewertungen im Netz fördern das Arbeitbegerimage. Und wer hier punktet, darf nämlich zusätzlich mit zahlreichen externen Bewerbungen rechnen. Somit wird das Recruiting insgesamt deutlich leichter!
Eine gute Verlustprävention führt zu:
- besserem Teamzusammenhalt
- weniger Fehlzeiten und Krankenständen
- starker Bindung und hoher Loyalität
- einem sehr guten Arbeitsklima
- effizienterem Recruiting – intern & extern
- mehr Motivation und Produktivität
- einer stetigen Weiterentwicklung der Mitarbeiter:innen
Fluktuation gehört trotzdem dazu
Zum Schluss möchten wir noch folgendes sagen: Natürlich gibt es immer eine gewisse Fluktuation im Unternehmen. Das ist vollkommen normal. Verlustprävention hat nicht zum Ziel, die Fluktuationsrate auf Null zu schrumpfen – was aufgrund von Renteneintritt oder anderen persönlichen Motiven der Mitarbeiter:innen ohnehin ein Ding der Umöglichkeit wäre. Sondern es geht darum, Kündigungen wegen Unzufriedenheit zu reduzieren.
Spätestens wenn die Firma wächst, wird externes Recruiting unerlässlich sein. Und das ist auch gut so. Denn Vakanzen bieten Raum für Nachwuchs und neue Kolleg:innen, die frischen Wind mit ins Unternehmen bringen und den Wissenstransfer ankurbeln. Nur die richtige Mischung aus Recruiting und Verlustprävention kann für genug engagierte und motivierte Mitarbeiter:innen sorgen und so die Zukunft des Unternehmens sichern.