Gamification in HR-Management & Recruiting

Gamification – Spielend Mitarbeiter:innen begeistern

Als Kundenbindungsmaßnahme schon länger bekannt, ist Gamification im HR-Management und beim Recruiting eher noch Neuland. Dabei bietet das Tool – bei richtiger Anwendung – attraktive Mehrwerte, fördert besonders Employer Branding und optimiert die Candidate Experience. Was Gamification bedeutet und wie man es für Mitarbeiter:innen und Bewerber:innen effektiv nutzen kann, verrät Diplom Soziologin und Personalfachkauffrau Sabrina Krause.

Was ist Gamification?

Gamification (zu Deutsch »Spielifizierung« oder Neudeutsch »Gamifizierung«) ist ein Tool aus der Motivationsforschung. Durch die Integration von spielerischen Elementen wird eine Motivationssteigerung bei Personen erreicht. Speziell bei herausfordernden oder monotonen Aufgaben kann das die intrinsische Motivation beflügeln und sich positiv auf unsere Leistung auswirken.

Ob wir das Ganze tatsächlich als Spiel wahrnehmen, uns dadurch weiterbilden, als Kunden gebunden werden oder einfach nur beim großen Einzelhändler bunte Bildchen sammeln, ist dabei vollkommen nebensächlich. Solange wir Spielprinzipien in einer nicht-spielerischen Umgebung anwenden, folgen wir unserem angeborenen Spieltrieb und sind »gamifiziert«.

Wer intrinsisch motiviert ist, also aus sich selbst heraus angetrieben wird, führt Tätigkeiten nach seinem eigenen Willen aus und nicht, um etwas dafür zu erhalten. Wenn wir innerlich hoch motiviert sind, dann sind wir im Flow, sind leistungsfähiger, wacher und können Hürden leichter überwinden.

Kein Wunder also, dass sich inzwischen auch HR-Mangement und Recruiting mit Flow und Gamification beschäftigen. Wer würde nicht wollen, dass Mitarbeiter:innen eine herausragende Arbeitsleistung erbringen, dabei glücklich sind und zugleich ans Unternehmen gebunden werden?

Gamification im Arbeitsalltag – Wie werden Spieleprinzipien integriert?

Die Gamification-Prinzipien kommen, wie es der Name schon aufzeigt, aus der Spieleindustrie. Laut Roman Rackwitz (Gamification-Pionier) teilen sich moderne Gamification im Arbeitsalltag und die Spieleindustrie jedoch nur die Tools, die Spiele heutzutage erfolgreich machen. Das bedeutet, dass wir am Arbeitsplatz keine Computerspiele spielen, sondern deren Elemente in den Berufsalltag integrieren.

Elemente der Spielprinzipien

  • Regeln
    Transparente und leicht zu verstehende Regeln – sie geben dem »Spieler« das Gefühl von Kontrolle.

  • Handlungsmotivation
    Herausfordernde Aufgaben, die vor allem durch Können statt durch Glück gemeistert werden.

  • Reize
    Lösen unmittelbar emotionale Reaktionen aus (Feedback).

  • Immersion
    Der Spieler taucht ins Geschehen ein und ist im Flow.

  • Belohnung (optional)
    Belohnungen für erreichte Ziele, z.B. in Form eines Punktesystems mit virtuellen Gütern o.ä.

  • Ranking (optional)
    Leaderboards, um sich mit anderen Spielern zu vergleichen.

Belohnungen sollten dabei aber nicht im Vordergrund stehen. Und auch ein eventueller Konkurrenzkampf zwischen den Teilnehmer:innen darf keinesfalls die Freude an der eigentlichen Aufgabe beeinflussen.

Gamification im Human Resources Management

Eine fast schon klassische Anwendung von Gamifizierung im HR findet man im Bereich Learning and Development. Ziel ist es hier, Mitarbeiter:innen auf spielerische Weise zu schulen und weiterzubilden.

Der Pharmakonzern Bayer bietet seinen Mitabeiter:innen beispielsweise eine Quiz-App an, in der Spieler:innen ihr Wissen zum Unternehmen auf die Probe stellen können. Ein anderes Beispiel für Gamification im HR-Bereich ist das Unternehmen Achievers. Der Softwareanbieter ermöglicht seinen Mitarbeiter:innen, sich gegenseitig auszuzeichnen und sich so zu motivieren. Kolleg:innen loben sich so häufiger und honorieren besondere Leistungen.

Auch beim Ausfüllen von digitalen Personalfragebögen im Rahmen von ESS (Employee Self Service) gibt es Anwendungsmöglichkeiten für integrierte Spielprinzipen.

Gamification im Recruiting

Ein großartiges Beispiel für Gamifizierung im Recruiting ist das Projekt »Heroes of Java«. Hier wurden IT Fachkräfte gezielt mit einem Pinball-Game angesprochen. Während des Spiels wurden Skills abgefragt, um die Eignung für eine anschließende Bewerbung zu ermitteln. Zusätzlich winkten motivierende Gewinne, wie z.B. ein 3D Drucker.

Hinter dieser knallbunten Recruiting-Offensive steht eine IT-Consultancy, die mit der Aktion nicht nur für sich geworben, sondern so direkt die gesuchte Zielgruppe erreichen konnte. Darüber hinaus hat der Arbeitgeber einen Pool an E-Mail-Adressen gesammelt, um bei zukünftigen Aktionen die Zielgruppe erneut anzusprechen.

Fazit

Zwar können wir mit Gamification spielend leicht motivieren, doch der konkrete Einsatz sollte vorab ausreichend durchdacht und geplant werden. Wann, wie und wo wir die Spielmechanik nutzen, entscheidet später über Erfolg und Misserfolg der Maßnahme. Wie linear oder offen gestalte ich die Spielprinzipien? Wo machen Belohnungen Sinn? Wie ist die Balance der Belohnungen gestaltet?

Um diese Fragen zu klären, sollte man ggf. auf Spezialist:innen zurückgreifen, die für den zielgruppengenauen Erfolg aus ihren Erfahrungen schöpfen können. Das Budget für die Gamification wird dann höher ausfallen müssen, doch führt das öfter zum gewünschten Ergebnis.

Über unsere Gastautorin​

Sabrina Krause | Diplom Soziologin und Personalfachkauffrau

Sabrina Krause ist diplomierte Soziologin und Personalfachkauffrau. Im klassischen Direct Search groß geworden, ist sie nun Generalistin für Personalangelegenheiten und fühlt sich in der digitalen Welt am wohlsten. Nach Branchenerfahrungen bei Unterhaltungssoftware und FinTech hat sie ihr Zuhause im Bereich der digitalen Medien gefunden. Sie interessiert sich dabei besonders für New Work und den aufkommenden Wandel der Arbeitswelt.