Interview: Frag eine Frauenbeauftragte

Searchtalent im Interview mit Prof. Dr. Elni N. E. Rigas​

Sprachwissenschaftlerin & Frauenbeauftragte HWR Berlin​

Frauen in der Arbeitswelt, Gleichstellung und Engagement – wie sieht die Arbeit einer Frauenbeauftragten aus? Wer sich für diese Themen interessiert, sollte dieses Interview nicht verpassen. Wir waren im Dialog mit der derzeitigen Frauenbeauftragten des Fachbereichs Duales Studium der HWR Berlin, Dr. Rigas, und haben mehr über den Weg und die Intention hinter ihrer Berufung erfahren.

Guten Tag, Frau Dr. Rigas! Wie kam es dazu, dass Sie Frauenbeauftragte geworden sind?

dr-rigas-frauenbeauftragte-berlin“Schon in frühen Jahren, beim Aufwachsen im Apartheid System, bin ich mit zwischenmenschlichen Vorurteilen und soziale Benachteiligungen in Berührung gekommen. Die Ungleichbehandlung von Mitmenschen in meinem Umfeld hat mich zutiefst beunruhigt und mich angespornt, respektvoll und wertschätzend auf andere zuzugehen und auf einen fairen Umgang miteinander zu achten. Ich habe mich für eine umsichtige und integere Haltung entschieden, mit der ich mich –bis heute- persönlich wohl fühle.

In Bezug auf die Aspekte der Gleichstellung und Chancengleichheit von Frauen, habe ich über die klassischen Rollenbilder und Verhaltensmuster selbst erfahren dürfen, wie gehemmt oder eingeschränkt diese sein können, im Beruf, Familie und öffentlichem Leben. In meinem Umfeld, dort wo ich die Möglichkeit sehe, setze ich mich zielstrebig und konsequent für Ausgeglichenheit ein. 

Das Engagement einer Frauenbeauftragten, im beruflichen Kontext vorliegende Maßnahmen effektiv zu beaufsichtigen und umzusetzen, mit dem Ziel Gleichstellung zu fördern, potentielle Nachteile auszugleichen und Frauen zu ermächtigen, betrachte ich als eine ehrenvolle Aufgabe.”

Wie sieht Ihr Arbeit als Frauenbeauftragte aus?

“Zu meinen Aufgaben am Fachbereich Duales Studium der HWR Berlin gehört u.A. regelmäßig an Gremiensitzungen teilzunehmen und Bewerbungsverfahren aktiv zu begleiten. Eine regelmäßige Überprüfung des fachbereichsgebundenen Personalbestands liefert den Orientierungsrahmen, in dem ich mich für die Steigerung oder Erweiterung des qualifizierten Frauenanteils in bestimmten Bereichen einsetze. 

In den Bewerbungsverfahren agiere ich unterstützend darauf, dass die Vorgaben des Berliner Hochschulgesetzes und die festgelegten Auswahlkriterien im Sinne der Gleichstellungspolitik eingehalten werden. 

Darüber hinaus stehe ich als Vertrauensperson für alle Kolleginnen, Mitarbeiterinnen und Studentinnen unseres Fachbereichs zur Verfügung und unterstütze verschiedene Veranstaltungen zu Frauenthemen, wie z.B. die Frauenvollversammlung oder Fachgespräche zu Antidiskriminierungsthemen.”

Was ist Ihnen dabei besonders wichtig, auch in Hinblick auf die allgemeine Situation von Frauen in der Arbeitswelt?

“Gleichstellung bedeutet für mich gegenseitige Ermächtigung, Wertschätzung und Sichtbarkeit. Alles gegensätzliche dazu, was noch in unserer Arbeitskultur verwurzelt ist, verlangt reflektierende Auseinandersetzung und kontinuierliche Klärung. Es gibt noch Potential für Veränderung in den Organisationsstrukturen und am beruflichen Aufstieg, sodass ambitionierte Frauen ihre Kompetenzen und Expertise auch dort einbringen können. Auch ist es wichtig, noch bestehende restriktive Annahmen und Erwartungen über Frauen in der Arbeitswelt zu überdenken, dabei eher hinderliche Klischees abzubauen und sie in ihrer individuellen Potentiale zu bestärken.”

An welchen Stellen sehen Sie noch Handlungsbedarf auf dem Arbeitsmarkt? Und wie würden Sie ansetzen?

1. Handlungsbedarf besteht bezüglich einer weiteren Flexibilisierung der Arbeitsmodelle, um Frauen zu ermöglichen, sich in ein breiteres Spektrum von diversen Feldern und Positionen beruflich zu etablieren,

2. in den Ausschreibungstexten, neben den stereotypischen leistungs- und ergebnisorientierten Eigenschaften, auch Fähigkeiten wie emotionale Aufmerksamkeit, intuitive Einsicht, interpersonelle Verbundenheit, kreative Ideenreichtum einzubeziehen – wenn auch davon die Arbeitswelt profitieren kann,

3. mittels Workshops oder Weiterbildungen, beispielsweise Simulationen von Problemen am Arbeitsplatz/im beruflichen Alltag auszuführen, um das Bewusstsein für Rollen und Verhaltensmuster, Erwartungen und Grenzüberschreitungen zu schärfen, mehr zu sensibilisieren für das was gedacht, gesagt und getan wird, und Gleichstellung zu fördern,

4. eine höhere Verpflichtung, bei gleichartige Qualifikation und Ausübung der Tätigkeiten, branchenübergreifend das gleiche Gehalt zu gewähren.

Welcher Aspekt Ihrer Arbeit als Frauenbeauftragte ist für Sie persönlich besonders erfüllend?

“Jedes Mal wenn es gelingt in den Sitzungen zu einem zufriedenstellenden Ergebnis beizutragen, im Interesse der Hochschule und der Gleichstellung.”

Über unsere Interviewpartnerin

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Prof. Dr. Elni N. E. Rigas| Wirtschaftsenglisch und Wirtschaftskommunikation HWR Berlin

Prof. Dr. Elni N. E. Rigas ist als promovierte Sprachwissenschaftlerin in der Erwachsenenbildung im Bereich Sprachdidaktik tätig und fürsorgliche zweifache Mutter. Mit über 20 Jahren Erfahrung als Dozentin, Übersetzerin und Coach mit dem Augenmerk auf positives Selbstmanagement, steht sie als Frauenbeauftragte an der HWR Berlin für eine kooperative Organisationskultur, in der Chancengleichheit sowie Vielfalt einen besonderen Stellenwert einnehmen.